Ein Glanzlicht am Jazz-Himmel

Helmut Lörscher Trio – „triosonate“

von Frank Becker

Passacaglia
 
Ein Glanzlicht am Jazz-Himmel
 
Die vorangegangenen Trio-Alben „badinerie - reflections in jazz“ und „tristanesque - reflections in jazz“ des Helmut Lörscher Trios erwiesen mit ihren exzellenten Bearbeitungen und Interpretationen der Musik von J. S. Bach und Richard Wagner eindrucksvoll Reverenz. Nicht weniger eindrucksvoll zeigt sich der Freiburger Pianist Helmut Lörscher auf seinem neuen Album „triosonate – chamber Jazz explorations“ als Komponist, bewährt mit Bernd Heitzler am Kontrabaß und Matthias Danneck (ausgezeichnete Neubesetzung am Schlagzeug). Das Trio nimmt in seinen Chamber Jazz Explorations feinfühlig die klassische Form auf, im wesentlichen ohne sich wie zuvor auf kompositorische Paten zu beziehen, abgesehen von J.S. Bach und Philipp Nicolai - hier nur in drei der Stücke. Alle Kompositionen / Arrangements sind von Helmut Lörscher und stellen ihm ein brillantes Zeugnis aus.
 
Ins Zentrum seines Albums hat Helmut Lörscher eine „ Sonata à tre“ gestellt, die dem traditionellen Sonaten-Aufbau Allegro Moderato  - A la Nocturne - A la Rondeau folgt und flankiert von Kompositionen und Bearbeitungen wie beschrieben mit Jazz vom Feinsten das weite Feld der klassischen Kammermusik erkundet.
Rhythmisch betont und mit silbrigem Piano-Klang eröffnet Silver City das Album, gibt Raum für Features der drei Instrumente und gibt einen Vorgeschmack auf das Kommende. „Eine sehr freie Jazzfantasie über die Motivik der Invention Nr. 13 a-moll von Johann Sebastian Bach“ nennt Helmut Löscher sein Inventio, das dennoch das barocke kammermusikalische Feld nicht verläßt und den Faden immer wieder aufnimmt. Auch hier zeigen sich die solistischen Qualitäten von Bernd Heitzler und Matthias Danneck in freier Form. Ein träumerisches Schmankerl mit delikaten Klavierläufen ist J.S. Bachs zweiter Satz aus dem Italienischen Konzert als Bolero Italien geworden.
Beinahe zaghaft nimmt das Klavier das Allegro Moderato der Sonata à tre auf, um nach 1:15 vom Baß in swingendes Tempo geführt zu werden. Das Schlagzeug setzt Akzente, der Kontrabaß singt und swingt unter Heitzlers Händen, bis das sanfte A la Nocturne geradezu hinreißend vornehm gedämpft für 5:54 die Stimmung übernimmt. Der Satz A la Rondeau läßt gelegentlich amüsante Erinnerungen an das Jaques Loussier Trio und seine swingenden Bach-Adaptionen aufkommen.
 
Mit Harmonies du Soir hat Lörscher eine der feinsten Jazz-Balladen geschrieben, die ich in den letzten Jahren hören durfte – zärtlich, melodiös, vornehm, mit gefühlvollem Zusammenspiel der drei Instrumente – mein Lieblingsstück der CD. Und die nahezu unirdische auf Philipp Nicolais Choral fußende Ballade Wie schön leucht’ uns der Morgenstern bildet den lyrischen, sanften Ausklang dieses kostbaren Albums.
Ein neues Meisterwerk des Helmut Lörscher Trios, ein Glanzlicht am Jazz-Himmel – von den Musenblättern sehr empfohlen und mit unserem Prädikat, dem Musenkuß ausgestattet.
 
Helmut Lörscher Trio – „triosonate“
Chamber Jazz Explorations
© 2024 Helmut Lörscher (CD) – Freiburger Edition
 
Helmut Lörscher (p) – Bernd Heitzler (b) – Matthias Danneck (dr)
 
1. Silver City Helmut Lörscher - 2. Inventio nach der Invention Nr. 13 a-moll von J.S. Bach - 3. Bolero Italian J.S. Bach / Helmut Lörscher - 4.-6. Sonata à tre 15:40 (Allegro Moderato - A la Nocturne - A la Rondeau) - 7. Harmonies du Soir - 8. Passacaglia - 9. Zwei Ströme - 10. Wie schön leucht’ uns der Morgenstern Philipp Nicolai / Helmut Lörscher
Gesamtzeit: 57:15
 
Weitere Informationen: www.helmutloerscher.de